Quartiersmanagement im Gutleutviertel

Quartiersmanagement im Gutleutviertel

Quartiersmanagement im Gutleutviertel

# Ho Hoffnungszeichen

Quartiersmanagement im Gutleutviertel

Quartiersmanagement im Gutleutviertel


Interview mit Friederike Weyh. Sie leitet zusammen mit ihrer Kollegin Amanda Bruchmann das Quartiersmanagement des Gutleutviertels. Sie leben konkret vor Ort: „Gute Nachbarschaft“! Die Fragen stellte Andreas Klein.

Liebe Friederike, wie wird man Quartiersmanagerin?

Insgesamt gibt es in 16 Stadtteilen in Frankfurt ein Quartiersmanagement. Das Programm dazu heißt Aktive Nachbarschaft. Das gibt es schon seit über 20 Jahren. Amanda und ich sind bei einem sozialen Träger angestellt, der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Frankfurt. Um in einem Quartiersmanagement zu arbeiten braucht man einen Studienabschluss oder eine vergleichbare Ausbildung im sozialwissenschaftlichen Bereich. Amanda hat Urbane Kultur, Gesellschaft und Raum studiert und ich Internationale Studien / Friedens- und Konfliktforschung.

Was macht man so als Quartiersmanagerin?

Amanda und ich sind als Quartiersmanager*innen für alle Menschen im Quartier, die hier wohnen, arbeiten oder sich engagieren Ansprechpersonen. Besonders sind wir für die Menschen da, die von der Gesellschaft ausgeschlossen werden, unter Diskriminierung leiden, nur wenig Ressourcen zu Verfügung haben. Gemeinsam versuchen wir ihre Lebensbedin-gungen im Kleinen zu verbessern. Dazu gehört auch viel Vernetzung, z. B. sind wir in Kontakt mit dem Ortsbeirat und den verschiedenen Ämtern der Stadt Frankfurt sowie den sozialen Einrichtungen im Viertel.

Und was macht ihr so konkret?

Zweimal in der Woche bieten wir eine offene Sprechstunde an, zu der Anwohner*innen und Interessierte in unser Nachbarschaftswohnzimmer kommen können. Mit unseren Mitteln gestalten wir außerdem mit den Menschen im Gut-leut Kultur- und Sportangebote. Wir finanzieren beispielsweise einen Mal- und einen Yogakurs. Auch das Reparatur Café ist im Rahmen unserer Nachbarschaftsarbeit entstanden. Während eines Arbeitstags sind wir telefonisch zu erreichen, auf den Straßen und Plätzen des Gutleut oder eben in unserem Nachbarschaftswohnzimmer in der Schönstraße 3 oder im Café West, dem ehemaligen Café Krempa in der Seniorenwohnanlage der AWO in der Gutleutstraße 329.

Wir sehen uns manchmal bei Treffen, z. B. bei der „Stadtteilinfo“ und dem „Arbeitskreis Soziales“ - was ist der Sinn von solchen Treffen?

Bei der Stadteilinfo treffen sich schon seit über 30 Jahren die Kinder- und Jugendeinrichtungen aus dem Gutleut und Bahnhofsviertel. Bei dem Arbeitskreis Soziales treffen sich die sozialen Einrichtungen im Gutleut. Beide Treffen sind Netzwerkveranstaltungen, bei denen es darum geht, die anderen Akteure im Viertel besser kennenzulernen, sich auszu-tauschen und gegenseitig zu unterstützen, sei es mit Informationen oder dem Verleihen von Dingen. Außerdem diskutie-ren wir, welche Auswirkungen gesellschaftspolitische Themen wie der Krieg gegen die Ukraine auf die Menschen im Viertel hat und was wir da jeweils tun können.

Was erlebt ihr gerade als großes Geschenk?

Die täglichen vielfältigen Begegnungen in der Nachbarschaft sind ein großes Geschenk. Ganz wunderbar ist das, was aus einem Treffen manchmal wächst und gedeiht. Dabei denke ich zum Beispiel an die Musikkarawane, mit der wir ge-meinsam mit dem Musikpädagogen Fred P. Lohr und einer Gruppe von Musiker*innen am 21. Juni von Baseler Platz bis zum Sommerhoffpark gezogen sind. Auf dem Weg haben wir an den Plätzen im Viertel Halt Musik gemacht. Oder ich denke an ein Hochbeet, was auf dem Schönplatz auf Initiative eines Nachbarn und weiterer Interessierter entstehen soll, oder an das Frauenfrühstück, das einmal im Monat stattfindet.

Was erlebt ihr gerade als große Belastung für das Stadtteilquartier?

Eine große Belastung stellt seit über anderthalb Jahren die Sperrung der Camberger Brücke dar. Hinzukommt die Baustel-le auf der Kreuzung, die besonders die nahegelegenen Schulen belastet. Ansonsten fehlt es an öffentlichen Treffpunkten mit hoher Aufenthaltsqualität. Gerade in der Sommerhitze ist das urbane Gutleut von der Sonne aufgeladen. Es fehlt an schattigen Begegnungsorten und Spiel- und Freiflächen für Jung und Alt.

Wer unterstützt euch?

Die Nachbarschaft, unser Netzwerk an sozialen und gewerblichen Akteuren, der Gude Leut´ e. V., die Hoffnungsgemeinde, die Taqwa Moschee und die Stadt Frankfurt und viele mehr.

Was erlebt ihr gerade als Not?

Die Not einiger Menschen im Quartier ist, dass sie sich kaum etwas zu Essen leisten können und dass besonders die Kin-der aufgrund der mangelnden Infrastruktur im Gutleut sich nicht frei entfalten können. Beispielsweise gibt es keinen Sportverein im Gutleut. Als Not erleben wir auch die Menschen, die im Hafentunnel nächtigen, weil es für sie keinen anderen Ort gibt.

Was erlebt ihr gerade als Aufbruch?

Unser Umzug im Dezember von der Speicherstraße in die Schönstraße war ein Aufbruch. Hier sind wir noch im Ankom-men in einem quirligen Quartier. Der größte Aufbruch im Viertel sind die Überlegungen zum neuen Quartier am Gut-leuthafen. In den nächsten Jahren wird sich das Gutleut baulich verändern. Es wird mehr Wohnraum entstehen, Nahver-sorgung und eine Tram, die das westliche Gutleut mit der Stadt verbindet. Bei diesem Prozess ist unsere Rolle darauf zu achten, dass die Anwohner*innen und Gewerbetreibende den Aufbruch zu einem neuen Quartier maßgeblich mitgestal-ten.

Wie erlebt ihr Gegensätze?

Das Gutleut ist geprägt von Gegensätzen. Altbau – Neubau, Eigentumswohnungen – sozialer Wohnungsbau, arm – reich, Gewerbe – Wohnen. Als Nachbarschaftsbüro möchten wir Brücken bauen zwischen den Gegensätzen. Wir möchten ein Miteinander gestalten, kein Nebenher. Wir möchten gemeinsam mit den Menschen im Gutleutviertel Vorurteile abbau-en und eine vielfältige lebendige Nachbarschaft gestalten.

Vielen herzlichen Dank für das Gespräch!


Kontakt:

Amanda Bruchmann &

Friederike Weyh

Nachbarschaftsbüro Gutleut

Schönstraße 3

60327 Frankfurt

Tel: 069 – 7473 7838

gutleut@frankfurt-sozialestadt.de

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