17/08/2024 0 Kommentare
Arbeit für den Nachbarschaftsraum
Arbeit für den Nachbarschaftsraum
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Arbeit für den Nachbarschaftsraum
Unter dem Stichwort „ekhn2030“ ist ein großer Einspar- und Reformprozess im Gang, der die ganze Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) betrifft. Wegen der sinkender Mitgliederzahlen gehen die Gemeinden in neue Kooperationen. Dabei werden spätestens zum 1. Januar 2027:
- die bestehenden Gemeindebüros zu einer gemeinsamen Verwaltung zusammengefügt,
- die Pfarrteams der Gemeinden zusammen mit den gemeindepädagogischen Mitarbeiter*innen und Kirchenmusiker*innen zu einem „multiprofessionellen Verkündigungsteam“ verbunden
- und der der Bestand der Gemeindehausflächen überprüft und dann schrittweise verkleinert
- und die die bestehenden Kirchengemeinden in einer neuen „Rechtsform“ verbunden.
In unserem Nachbarschaftsraum „Frankfurt Mitte-West“ kommen fünf Gemeinden zusammen: die Ev. Gemeinde Bockenheim, die Cyriakusgemeinde in Rödelheim, die Dreifaltigkeitsgemeinde in der Kuhwald-Siedlung, die Gemeinde Frieden und Versöhnung im Gallus und die Hoffnungsgemeinde. Dies ist ein großer Prozess, der sorgsam gesteuert und gestaltet werden muss, damit etwas Gutes dabei herauskommt. Dazu ist aus den fünf Gemeinden eine „Steuerungsgruppe“ gebildet worden, die die einzelnen Schritte für die Kirchenvorstände vorbereitet. Diese Steuerungsgruppe wird geleitet von Arne Knudt aus der Gemeinde Frieden und Versöhnung.

Arne, du bist „Vorsitzender der Steuerungsgruppe des Nachbarschaftsraums Mitte-West im Evangelischen Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach“, das ist doch mal ein Titel!
Ja, wenn man den Titel so liest, klingt er wirklich richtig beeindruckend. Dabei bedeutet er nur, dass ich für die Koordination der Steuerungsgruppe zuständig bin. Die Steuerungsgruppe ist ja kein „Beschluss-Gremium“. Alles, was wir tun, geht immer noch über die Kirchenvorstände.
Was machst du denn im „normalen“ Leben?
Ich bin Bankkaufmann und arbeite in einer klassischen Sparkassenfiliale. Hier betreue und berate ich Menschen, vom Grundsicherungsempfänger bis zum vermögenden Privatkunden. Ich liebe meinen Beruf, weil ich hier sehr viele unterschiedliche Lebenswirklichkeiten kennenlerne.
Wann hast du angefangen, Dich ehrenamtlich in der evangelischen Kirche zu engagieren?
Im Kirchenvorstand bin ich seit ca. zehn Jahren und es ist jetzt meine zweite Amtszeit als Vorsitzender. Mit der Gemeinde Frieden und Versöhnung bin ich aber schon viel länger verbunden. Ich wurde schon in der Friedenskirche konfirmiert und bin eigentlich immer kontinuierlich in die Gottesdienste gegangen.
Und was macht dir dabei am meisten Freude?
Das Gefühl, wirklich etwas umsetzen und erreichen zu können. „Selbstwirksamkeit“ sagt man wohl heute dazu. Im Team mit anderen an gemeinsamen Zielen, Veranstaltungen, Projekten und Konzepten zu arbeiten, ist wirklich sehr befriedigend.
In unserem Nachbarschaftsraum kommen fünf Gemeinden zusammen. Wie stellst du dir das Zusammenwachsen vor?
Als erstes müssen wir Gelegenheiten schaffen, uns noch besser kennen zu lernen. Gemeinsame Projekte, wie zum Beispiel die „Schubert-Messe“ von unserem Chor zusammen mit der Kantorei Bockenheim, aber auch die Reihe der „Sommerkirche“ mit den gegenseitigen Gottesdienstbesuchen waren hier wichtig.
Die Konfi-Arbeit immer weiter miteinander zu gestalten, ist auch eine tolle Möglichkeit. Auch, dass wir Kirchenvorstehenden uns immer wieder alle treffen, fördert diese Zusammenarbeit.
Und dass wir bald eine gemeinsame Verwaltung mit einem gemeinsamen Gemeindebüro haben werden, ist auch ein Meilenstein in der Bildung des Nachbarschaftsraumes.
Nimmst du dabei auch Ängste der Menschen wahr oder sogar Widerstände?
Eher Ängste als Widerstände. Für viele von uns ist die Gemeinde ja auch ein Stück Heimat. Und da gibt es schon Befürchtungen, dass dies verloren geht. Das kann ich auch sehr gut verstehen. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir gut im Nachbarschaftraum zusammenarbeiten und gleichzeitig unsere Eigenständigkeit, Unterschiedlichkeit und unser eigenes Profil bewahren können.
Und wie können Kirchengemeinden einander gute Nachbarinnen sein? Welche Ideen hast du da?
Wir müssen zwei Aspekte sicherstellen: Zum einen muss klar sein, dass wir die uns vertrauten und ja auch geliebten Gemeinden nicht auflösen. Wir bleiben vor Ort in unseren Stadtteilen verankert, das ist ganz wichtig. Zum anderen müssen wir sehen, dass wir durch unsere Zusammenarbeit vor allem reicher werden und sich neue Möglichkeiten öffnen. Es geht also darum, bei uns vor Ort Kirche weiter als ein Stück zu Hause zu erleben und uns aber dabei gegenseitig im Blick zu haben und unbefangen und irgendwie selbstverständlich auch in der Nachbargemeinde anzudocken, wenn es dort Angebote und Menschen gibt, die mich ansprechen.
Bei Licht besehen ist ekhn2030 ein großes Einsparprogramm. Wie können wir dabei dennoch lebendig bleiben und bei manchem vielleicht auch „besser“ werden?
Ich bin fest davon überzeugt, dass Gottes Wort immer seinen Weg zu den Menschen finden wird. Ich erlebe im ganzen Nachbarschaftraum viele wunderbare und engagierte Menschen, die sich einbringen. Wenn es uns gelingt, trotz weniger werdender Ressourcen diese Vielfalt beizubehalten - vielleicht auch durch mehr ehrenamtliches Engagement - bin ich sicher, dass wir zwar kleiner, aber auch reicher werden können.
Wie können wir dabei die Ideen der Gemeindemitglieder einbringen?
Natürlich fließen schon jetzt die Ideen und Wünsche der Gemeindemitglieder in unsere Arbeit - über die Kirchenvorstehenden und unsere Pfarrinnen und Pfarrer- in den Prozess mit ein. Aber ich glaube, wir könnten hier noch deutlich besser werden, z.B. über Gemeindeversammlungen und vielleicht auch offene Treffen. Ich könnte mir auch Umfragen über das Internet als eine Beteiligungsform vorstellen.
Wenn die Arbeit getan ist - wie kannst du wieder auftanken und Kraft gewinnen?
Natürlich in den Zeiten mit meiner Frau, meiner Familie und Freunden. Für mich sind aber auch Gottesdienste Kraftquellen und ich gehe darum fast jeden Sonntag in den Gottesdienst. Gemeinsam zu singen, zu beten und über das Leben, meine Rolle in dieser Welt, über unseren Umgang miteinander und auch die Endlichkeit unseres Lebens nachzudenken, tut mir immer gut.
Danke herzlich für deine Antworten!
P.S.
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